Als echte Verführer locken manche Orchideen-Arten nicht nur Menschen, sondern auch vermeintliche Sexualpartner optisch, sensorisch und gefühlsecht herbei, um sie dann doch nur schnöde mit Pollen zu bekleistern. Sollte man da nicht einmal dieser und anderen seltsamen Praktiken der Orchideenfamilie genau auf die Blüten schauen? Aber die Orchideen sind gar nicht so leicht zu finden und auch andere Pflanzen haben Spannendes zu bieten und kennen allerlei Tricks für Vermehrung und Verbreitung.

p.P. ab € 790.00

Reisenummer 75007

PDF der Reise

Vor Millionen von Jahren wurden durch urzeitliche Meeresablagerungen die geologischen Voraussetzungen für die Entstehung heutiger flachgründiger, basenreicher Böden geschaffen. Die extensive Nutzung dieser Böden durch Beweidung schuf Vegetationsformationen, die Orchideen gute Wuchsbedingungen boten. Der Kulturlandschaftswandel vernichtete und verdrängte viele dieser Orchideen-Standorte. Erst in den letzten 40 Jahren wurden die Orchideen durch sehr gezielte Artenschutzmaßnahmen wieder stärker unter Schutz gestellt und gefördert.
Unser Schwerpunkt wird das Auffinden der verschiedenen Orchideen-Arten in dem relativ begrenzten Gebiet der Nordeifel sein. Dafür ist die alte Grafenburg Blankenheim mit ihrer historischen, kleinen Altstadt aufgrund der zentralen Lage der ideale Ausgangspunkt mit recht kurzen Fahrtstrecken zu den Zielorten.
Die Reisezeit ist so gewählt, dass die größte Anzahl vorkommender Orchideenarten blühend angetroffen werden kann. Wir erleben neben einigen orchideeneichen Halbtrockenrasen und Feuchtwiesen auch eindrucksvolle Buchenwälder, eine bizarre Solitär-Buche und einen sehr speziellen „Nachtschmetterling“.
Fast 2.000 Jahre alte archäologische Funde moderner Infrastruktur („Was haben die Römer uns je gebracht?“) sind nur einzelne spannende Aspekte unserer Erkundungen. Wir hören so von gutem Trinkwasser und befestigten Straßen aus einer Zeit, in der das übrige heutige Deutschland noch nicht mal im „finsteren Mittelalter“ angekommen war.
Wir hören von den harten Lebensbedingungen voriger Jahrhunderte für die Bevölkerung der abgelegenen Eifel und wie daraus durch die Landschaftsveränderungen indirekt geeignete Standortbedingungen für viele Orchideen wurden und warum es aber heute so mühsam und kostspielig ist, diese bunte Vielfalt zu erhalten und zu fördern. Der Reiseleiter hat als Student bei Professor Schumacher, dem „Papst“ des Eifel-Naturschutz vor 40 Jahren aktiv an Schutzmaßnahmen teilgenommen und kennt die Problematik.
Natürlich erfahren wir auch botanisch, aber gut verständlich, warum die Orchideen so eine etwas seltsame Pflanzenfamilie sind und was die einzelnen Arten so Eigenartiges treiben, um sich erfolgreich zu vermehren. Einige benutzen Insekten mit einer dreigestaffelten Täuschung verschiedener Sinne als Bestäuber. Eine Art lebt gar ohne Blattgrün als Vollparasit. Weiter gibt es noch viele andere interessante Pflanzenarten und sicherlich lässt sich auch das ein oder andere Tier beobachten.
Ein weiterer Vorteil mancher Hang- und Plateaulagen vieler Orchideenstandorte sind die fantastischen Ausblicke über die weiten Landschaften bis zu den höchsten Bergen der Eifel.

Programm

1. Tag: Anreise nach Blankenheim in der Nordeifel

Individuelle Anreise nach Blankenheim (nicht im Reisepreis enthalten) bis 17 Uhr. Nach der Begrüßung durch den Reiseleiter und einem gemeinsamen Abendessen steht ein Spaziergang durch die historische Altstadt des ehemaligen Grafensitzes Blankenheim auf dem Programm.
Stadtspaziergang Blankenheim (etwa 1,5-2 Stunden) ca. 1,7 km, 20 Höhenmeter aufwärts und abwärts (HM)

2. Tag: Eifelmuseum, Orchideenbestände bei Hammerhütte & Heidemoor bei Dahlem

Morgens besuchen wir das in historischen Gebäuden untergebrachte Eifelmuseum in Blankenheim mit Einblicken in ausgewählte naturkundliche und kulturgeschichtliche Aspekte unserer Reise. Danach geht es zu den orchideenreichen Wiesen bei Hammerhütte mit einigen eher frühblühenden Arten wie Manns-Knabenkraut und Kleinem Knabenkraut. Abschließend besuchen wir das Heidemoor bei Dahlem mit Moorbach, insektenfressendem Sonnentau und weiteren Moorpflanzen.
Wanderungen/Spaziergänge: Blankenheim Eifelmuseum ca. 1,7 km, 20 HM; Orchideenwiesen ca. 2,4 km, 60 HM; Heidemoor ca. 1 km, 15 HM

3. Tag: Bärlauch-Buchenwald, römische Wasserleitung und Orchideen-Halbtrockenrasen

Zunächst fahren wir ins Urfttal bei Nettersheim in einen wunderschönen Bärlauch-Buchenwald mit vielen interessanten Frühlings/Frühsommerpflanzen und wandern durch diesen Hallenwald zu den Quellfassungen der römischen Wasserleitung aus dem 2. Jahrhundert, die von hier ausgehend über 95 km Länge jahrhundertelang die damalige Großstadt Köln mit frischem Eifelwasser versorgte. Nach einem nahegelegenen Stopp bei einem sehr eindrucksvollen Aufschluss der unterirdisch verlegten Wasserleitung besuchen wir einen spektakulären Halbtrockenrasenhang im Eschweiler Tal mit Purpur-Knabenkraut, Bienen-Ragwurz und Weißem Waldvöglein.
Wanderungen/Spaziergänge: Buchenwald ca. 2,2 km, 60 HM; Wasserleitung ca.1,2 km, 20 HM; Halbtrockenrasen ca. 2 km, 40 HM

4. Tag: Zwei Orchideen-Halbtrockenrasen und ein Wasserfall

Heute geht es ins nahegelegene nördliche Rheinland-Pfalz. Bei Niederehe besuchen wir den Hönselberg mit seiner reichen Orchideen-Flora. Hoffentlich sind auch die Pyramiden-Orchideen bereits in Blüte. Danach geht es zu einem menschverursachten Kalk-Wasserfall bei Nohn und abschließend zu einem weiteren Orchideen-Fundort in einem ehemaligen Bergbaugebiet. Hier werden wir vor allem die seltene und in Nordrhein-Westfalen ausgestorbene Hummel-Ragwurz und ihre noch selteneren Hybriden mit der Fliegen-Ragwurz suchen und hoffentlich auch finden, genau wie die „Hängender Mensch“-Orchidee.
Wanderungen/Spaziergänge: Hönselberg ca. 3,1 km, 110 HM; Wasserfall ca. 3 km, 30 HM; Orchideen ca. 2,5 km, 60 HM

5. Tag: Ein Kalvarienberg, ein Steinbruch, ein Dolomitrücken – und alle drei orchideenreich

Morgens fahren wir nach Alendorf, das von Wacholderhängen umgeben einen ganz besonderen Landschaftseindruck erzeugt. Vom am Ortsrand gelegenen Kalvarienberg geht der Blick auf den Boden zu den Orchideen und anderen Pflanzen der Halbtrockenrasen sowie in die Ferne auf das Panorama der Eifelberge und Vulkanruinen der Umgebung. Anschließend besuchen wir einen Steinbruch, der uns auch als Parkplatz für die Wanderungen oberhalb und zum nahen Büchelberg dient. Dort werden wir vor allem auf das farbenfrohe Helm-Knabenkraut und die Grünliche Waldhyazinthe stoßen, einige andere Orchideen-Arten sind ebenfalls wahrscheinlich.
Wanderungen/Spaziergänge: Kalvarienberg ca. 1,2 km, 30 HM; Steinbruch ca. 1 km, 30 HM; Büchelsberg ca. 3,2 km, 70 HM

6. Tag: Seidenbachtal, Froschberg, römische Straße und ein „altes Nachtinsekt“

Im nahegelegenen Seidenbachtal suchen wir mehrere Orchideen-Fundorte auf. Unter anderen suchen wir am Waldrand die bleiche, parasitische Vogel-Nestwurz-Orchidee und auf einer Feuchtwiese die zwei Dactylorhiza-Knabenkraut-Arten (D. majalis und D. majalis). Der Froschberg ist u.a. für das Brand-Knabenkraut, Akelei und Mücken-Händelwurz bekannt. Auf dem Weg zum letzten Tagespunkt halten wir an einem Wald, wo ein Stück Straße aus der Römerzeit freigelegt wurde. Zum Abschluss wandern wir an der jungen Urft und einer stillgelegten Bahntrasse entlang zu einer mittelalterlichen kulturgeschichtlichen Besonderheit. Natürlich bleibt auch hier die Vegetation nicht unerwähnt.
Wanderungen/Spaziergänge: Seidenbachtal ca. 1,8 km, 50 HM; Froschberg ca. 1 km, 30 HM; Römische Straße ca. 1 km, 5 HM; Urftaue ca. 4,3 km, 50 HM

7. Tag: Abreisetag

Nach einem letzten ausgiebigen Frühstück heißt es Abschied nehmen von Blankenheim. Der Reiseleiter gibt gerne Tipps für Sehenswürdigkeiten entlang der Abreise-Richtung.

Anfahrten zu den Ausflugszielen in der Nordeifel:

Es werden an den 5 Programmtagen insgesamt etwa 230 km gefahren (Tagesstrecken zwischen 15 und 68 km). Während der Tour fahren wir in Fahrgemeinschaften mit Privat-PKW der Teilnehmer/innen und des Reiseleiters.
Im Vorfeld der Reise werden wir mit allen Gästen klären, wer mit dem Auto bzw. mit der Bahn anreisen wird. Die Bildung von Fahrgemeinschaften findet dann vor Ort statt. Wir schlagen vor, dass die Autofahrer/innen eine Umlage von 0,30 € pro gefahrenem Kilometer von den Mitfahrenden erhalten.

 

Wanderungen: Etliche kurze Wanderungen und Spaziergänge mit botanischem Blick und häufigen Erklärungs- und Fotostopps, meist zwei bis drei kürzere Wanderungen pro Tag bis insgesamt maximal 9 km und bis maximal 110 Höhenmeter aufwärts und abwärts. Wegen der Anfahrten zu den Ausflügen in Fahrgemeinschaften mit Privatautos kann leicht auf einzelne Touren verzichtet werden, ohne das Gesamtprogramm zu verpassen. Da wir nach Pflanzen (vor allem Orchideen) suchen, geht es auch mal kurze Strecken ohne Weg querfeldein oder auf Pfaden steil einen Hang hinauf und hinunter.
Wir gehen keine langen Strecken, aber es liegt in der Natur unserer Suche, dass wir immer wieder auch kurze steilere Hangabschnitte überwinden und so manches Mal auch auf nur schmalen Pfaden pirschen. Sollte es nass werden, wird es auch rutschig. Gutes Schuhwerk, in dem Sie sicher gehen können, ist zu empfehlen. Benutzen Sie Stöcke, wenn Sie daran gewöhnt sind!

Unterkunft: Wir wohnen in einem alteingesessenen, ruhig gelegenen, einfachen Hotel am Ortsrand von Blankenheim. Die Besitzerfamilie trotzt bislang dankenswerterweise den Vermarktungsproblemen vieler einfachen Hotels im ländlichen Raum und bietet weiterhin ihre Unterkunft und auch einen Restaurant-Betrieb an.
Die Zimmer sind individuell gestaltet mit unterschiedlich altem Mobiliar. Alle haben ein eigenes Bad mit Dusche/WC. WLAN steht im öffentlichen Bereich des Hotels kostenfrei zur Verfügung, in den meisten Zimmern ist die Verbindung aber schwach.
Verpflegung: Wir werden an allen Tagen mit einem Frühstücksbüffet mit vielen frischen Zutaten verwöhnt. Am Anreise-Abend und weiteren 3 Abenden werden wir als Gruppe ein 3-Gänge Menü in der Unterkunft serviert bekommen. An den zwei Abenden ohne im Reisepreis enthaltenen Halbpension kann je nach Wunsch á la Carte im Restaurant der Unterkunft, oder in einem Restaurant in Blankenheim oder Umgebung gespeist werden.
Für Zwischenmahlzeiten kann gegen Bezahlung ein Lunchpaket vom Frühstücksbuffet zusammengestellt werden. Wir können auch auf den Fahrten in Supermärkten oder Bäckereien Proviant für Picknicks einkaufen. Mittags in ein Restaurant einzukehren, wird meist nicht möglich sein.

 

Leistungen:

  • 6 Übernachtungen im Doppelzimmer mit eigener Dusche/WC in einem einfachen Hotel in Blankenheim/Eifel
  • 6x Frühstücksbüffet und 4x Abendmenü (ohne Getränke)
  • 5 geführte Ausflugstage und Wanderungen und 1 Stadtspaziergang laut Programm
  • Qualifizierter Reiseleiter Eberhard Seliger (Dipl. Geograph und Biologe)

Nicht im Reisepreis enthalten:

  • Mittagsverpflegung und 2x Abendessen
  • An- und Abreise nach/von Blankenheim
  • An- und Abfahrten zu den Ausflugszielen an 5 Tagen (Bildung von Fahrgemeinschaften in den privaten Pkws von Teilnehmer/innen, siehe am Ende des Reiseverlaufs

Anreise:

Anreise mit der Bahn: Die Eifelbahnstrecke Köln-Trier ist aufgrund der Flutzerstörungen vom Juli 2021 immer noch von Köln Hbf aus nur bis Kall und von Trier Hbf aus nur bis Gerolstein befahrbar. Die dazwischenliegenden Bahnhöfe werden mit Bus-Ersatzverkehr angefahren. Der Zielbahnhof Blankenheim (Wald) liegt 4,5 km vom Zentrum Blankenheims entfernt. Eventuell kann ein Transport vom Bahnhof Blankenheim (Wald) oder vom Bahnhof Kall bis zur Unterkunft organisiert werden.
Anreise mit dem Auto: Es stehen kostenfreie Parkplätze direkt am Hotel zur Verfügung.

Reiseleitung:

Eberhard Seliger ist bereits zu Bonner Studienzeiten in den 1980er Jahren häufiger in der Eifel gewesen und hat dort die Artenschutzproblematik der Orchideenbestände auch praktisch durch Mitarbeit an damals neuartigen Naturschutzprojekten kennen gelernt.
Er kennt nicht nur Flora und Vegetation der erstaunlich unterschiedlichen Lebensräume der Eifel, sondern weiß auch von den geologischen Voraussetzungen, der Landschaftsentwicklung und der entbehrungsreichen Wirtschaftsgeschichte der Bevölkerung zu berichten. Die teils verborgenen fast 2.000 Jahre alten Bauwerke der Römer haben ihn als geborenen Kölner ebenfalls schon früh fasziniert.
Seit 25 Jahren organisiert und führt er Reisen für Lupe Reisen durch, wobei neben Deutschland Schwerpunkt seines Engagements die Insel Zypern ist.

 

Hinweise

Reisedauer (in Tagen): 7
Schwierigkeitsgrad (Leicht 1 - 5 Anspruchsvoll): 1
Barrierefreiheit: Unsere Reisen sind für Menschen mit eingeschränkter Mobilität und anderen Behinderungen im Allgemeinen nicht geeignet. Ob diese Reise dennoch Ihren individuellen Bedürfnissen entspricht, erfragen Sie bitte bei uns.
Mindestteilnehmerzahl: 10
Maximalteilnehmerzahl: 16
Hinweis: Es besteht ein Absagevorbehalt bei Nichterreichen der jeweiligen Mindestteilnehmerzahl bis zum 21. Tag vor Reisebeginn.

Veranstalter: Lupe Reisen, Grabenstr. 2, 53844 Troisdorf

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